Die Welt der Mobiltelefone hat sich, zumindest was das Design betrifft, in zwei Teile gespalten. Es dominieren die klassischen flachen Handys, bei denen im Grunde die gesamte Vorderseite vom Display eingenommen wird und die Rückseite den Kameras gehört. Die zweite Gruppe sind die verschiedenen Varianten von Klapphandys. Aber ganz selten trifft man in diesen bewährten Bereichen auf ein Modell, das mit dem Design ein bisschen mehr spielt. Ein solches Modell könnte das Nothing Phone (1) sein. Kann es neben dem unverwechselbaren Design noch etwas anderes bieten?
Das Nothing Phone (1) ist erst das zweite Produkt des noch jungen Unternehmens, das im Jahr 2020 von Carl Pei, dem ehemaligen CEO von OnePlus, gegründet wurde. Letztes Jahr stellte das Unternehmen Nothing Ear (1) vor, und jetzt versucht es, auch auf dem Mobilfunkmarkt Fuß zu fassen. Die Neuheit zielt auf die etwas überfüllte Mittelklasse, in der fast alle großen Marken vertreten sind. Im Gegensatz zu allen anderen Smartphones, die sich vom Rahmen her wie ein Ei dem anderen ähneln und im Grunde ein einziges Designkonzept variieren, geht Nothing Phone (1) einen etwas anderen Weg und präsentiert ein Gerät, das ein minimalistisches Industrie-Design verwendet. Und dieser andere Ansatz ist bereits an der Verpackung selbst deutlich sichtbar.
Das Mobiltelefon wird nicht in der erwarteten prismenförmigen Schachtel geliefert, sondern in einer scheinbar ungewöhnlichen dünnen weißen Schachtel mittlerer Größe. Auf dem Aukleber kann man nur ein Detail der Rückseite des Handys und die notwendigen Informationen finden. Nothing hat in dieser Hinsicht auf Mäßigung gesetzt, und es ist ganz klar, dass außer dem Nothing Phone (1) selbst nicht viel mehr in die Box passt.
Auch dieses Gerät reitet auf der Welle der umweltfreundlichen Verpackungen. Im Inneren der Verpackung des Nothing Phone (1) befinden sich nur das Mobiltelefon und ein Ladekabel. Das Ladegerät, wenn Sie das Original zu Hause haben wollen, muss für etwa 30 Euro separat gekauft werden. Für diesen Preis erhalten Sie die Möglichkeit, das 45-W-Schnellladen zu nutzen, und es ist nicht uninteressant, dass das Ladegerät zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels (Mitte September 2022) ausverkauft ist. Aber jedes andere Ladegerät kann auch gut dienen - und das hat jeder zu Hause, womöglich gleich mehrere.
Das neue Handy will wohl vor allem mit seinem neuartigen Design überzeugen. Dieses basiert auf dem klassischen Handy-Konzept und ist sogar von den scharfen Kanten des vorletzten iPhone-Modells inspiriert. Auf den ersten Blick ist das Nothing Phone (1) im Wesentlichen ein herkömmliches Mobiltelefon mit einem Aluminiumrahmen und Glas auf der Vorder- und Rückseite. Das Handy fühlt sich fest an, man spürt es in der Hand, wenn man es benutzt, aber ich würde es nur ungern als schweres Gerät bezeichnen.
Allein die Kombination aus Glas und Metall macht das Smartphone überraschend kühl, vor allem im Freien. Das gibt es bei Kunststoffgeräten nicht, hier, vor allem wenn die kalten Tage kommen, hat mich das immer wieder überrascht.
Die Ergonomie des Nothing Phone (1) ist komfortabel, die relativ hohen und geraden Kanten sorgen für einen zuverlässigen Halt in der Hand und mit den Abmessungen von 159,2 x 75,8 mm ist es ein Mobiltelefon, das auch für Nutzer mit kleinen Händen angenehm zu halten ist. Woran ich mich allerdings erst gewöhnen musste, ist die Platzierung der Tasten zum Erhöhen und Verringern der Lautstärke auf der linken Seite, so dass ich in vielen Fällen den Google Assistant versehentlich mit der Taste auf der rechten Seite ausgelöst habe.
Die Rückseite des Nothing Phone (1) hebt das Handy von der Masse ab. Und sie hat Erfolg. Das Fotomodul besteht beispielsweise nur aus zwei Linsen, die in zwei konvexen, getrennten Kreisen in der oberen linken Ecke angeordnet sind.
Die Rückseite des Smartphones ist aus Glas. Dies wäre nicht so ungewöhnlich, wenn es nicht auch durchschaubar wäre. Anstelle einer festen Rückseite wirft man einen Blick gleich ins Innere des Nothing Phone (1). Genauer gesagt, seine visuelle Darstellung, denn man sieht im Grunde nur die Abdeckungen der einzelnen Komponenten, nicht direkt die einzelnen Komponenten. Nichtsdestotrotz sieht diese fast abstrakte Kombination von Linien und Formen sehr gut und interessant für das Auge aus. Vor allem, wenn dazu noch ein anderes visuelles Element kommt.
Die Rückseite des Handys ist mit einer Reihe kleiner Dioden verwoben. Diese dienen als "visuelle Klingeltöne" und blinken nach einem voreingestellten Muster, das jedem Anrufer zugewiesen wird. Der Hersteller selbst nannte diese Funktion Glyph. In ähnlicher Weise verfügt das Nothing Phone 1 auch über Muster für Benachrichtigungen von Anwendungen.
Es gibt insgesamt 20 Lichtmuster (zehn für Klingeltöne, zehn für Benachrichtigungen), die bei maximaler Helligkeit (kann reduziert werden) einen sehr psychedelischen Effekt haben. Die Benachrichtigung in Form eines kaum zu übersehenden Blinkens, das Ihnen mitteilt, ob es sich um eine SMS oder eine E-Mail handelt, ist hingegen sehr praktisch. In dieser Hinsicht ist das Nothing Phone (1) wirklich einzigartig. Die LEDs können auch zum Fotografieren verwendet werden, aber dazu kommen wir im entsprechenden Kapitel dieses Berichts.
Das Mobiltelefon ist mit einem 6,55 Zoll großen OLED-Display mit einer Bildwiederholfrequenz von 120 Hz ausgestattet. Alles in dieser Hinsicht trägt dazu bei, es wirklich großartig zu machen. Und das ist das Display wirklich. Lebendige Farben, toller Kontrast, perfekte Schärfe. Hier wurde alles perfekt gemacht, und die Anzeige ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Freude zum Anschauen. Lobenswert ist auch die hohe Helligkeit, die auch an sehr hellen Tagen ein angenehmes Ablesen des Displays ermöglicht. Auf der anderen Seite ist die Helligkeit bei maximaler Einstellung so hoch, dass sie fast ein bisschen in den Augen schmerzt.
In das Display des Nothing Phone (1) ist ein schneller Fingerabdruckleser integriert, der das Gerät praktisch per Fingertipp öffnen kann. Und das ist sehr praktisch in der Anwendung. Der Bildschirm ist durch Corning Gorilla Glas 5 geschützt. Interessant ist jedoch, dass der Rand des Schutzglases bei Berührung von außen (z. B. bei Gesten zum Anzeigen der Google-Nachrichtenauswahl oder zum Wechseln zwischen Bildschirmen) ziemlich auffällig und stellenweise etwas kratzig ist. So klein er auch erscheint, ich konnte mich nicht daran gewöhnen - und jede Bewegung meines Fingers über den Bildschirm erinnerte mich an die scharfe Kante.
Das neue Nothing Phone (1) ist ein exemplarischer Vertreter des Mittelfeldes, also weder ein Leistungsspitzenreiter noch ein Flop. Es ist ein gut ausgestattetes Standard-Handy, das für die meisten Benutzer geeignet ist. Sein Herzstück ist der Qualcomm Snapdragon 778G+ Chipsatz mit 5G-Netzwerkunterstützung, der sich bereits in mehreren Geräten bewährt hat - zum Beispiel bei Honor- oder Vivo-Handys. Ergänzt wird er durch einen Adreno 642-Grafikchip und 8 GB RAM, wobei auch eine 12-GB-Variante erhältlich ist.
In all der Zeit des Testens kann ich mich in dieser Hinsicht über nichts beschweren. Das Nothing Phone 1 bleibt nicht hängen, alles ist schön glatt, das Handy reagiert gut. Und man kann darauf fast alles spielen, sogar Diablo: Immortal hat es ohne größere Einschränkungen geschafft. Beim Spielen erwärmt sich das Handy ein bisschen, aber das ist nichts Schlimmes. Das Handy ist in dieser Hinsicht sehr gut optimiert.
Es ist heutzutage nicht gerade üblich, aber das Nothing Phone (1) hat nur zwei Kameras. Der Hersteller hat eher auf Qualität als auf Quantität gesetzt. Und wir können alle potenziellen Nutzer beruhigen. Mit den zwei Objektiven (beide 50 Megapixel, ein Weitwinkelobjektiv mit Blende f/1.9 und ein Ultraweitwinkelobjektiv mit Blende f/2.2) kann die Kamera eine Menge leisten.
Bilder im Außenbereich, bzw. bei guten Lichtverhältnissen sind ausgezeichnet. Sie zeichnen sich durch besonders gute Schärfe und Detailwiedergabe aus. Die Farbwiedergabe mag nicht jedem gefallen, die KI ist recht auffällig und manchmal sind die Bilder unnötig übersättigt, vor allem, wenn starke Farben wie Rot oder Orange im Bild vorkommen. Aber das ist auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Auch die Nachtfotografie ist eine positive Überraschung. Wenn der Bereich oder das Motiv gut beleuchtet sind, sind die Ergebnisse erstaunlich scharf und detailreich. Wenn das Licht schwächer wird, beginnt das Handy zu rechnen und versucht, das Minimum auszunutzen. Bei höherer Vergrößerung sind die Fotos relativ stark verrauscht und die Details sind unscharf. Solange Sie die Fotos jedoch nicht streng unter dem Mikroskop betrachten, werden Sie zufrieden sein.
Das Nothing Phone (1) kann gelungene Nachtaufnahmen mit einer guten Atmosphäre zaubern, die nicht durch künstliche Beleuchtung und Ähnliches getrübt wird, auf die die Handy-Hersteller in manchen Fällen zurückgreifen. Für Porträtaufnahmen bei schwachem Licht ist es außerdem möglich, die bereits erwähnte Beleuchtung über die LEDs auf der Rückseite zu aktivieren, was den Fotos eine besondere Atmosphäre verleiht. Vieles hängt jedoch von der zusätzlichen Beleuchtung ab, und in einigen Fällen, in denen die Farben bei dieser Art von Aufnahmen nicht ganz optimal sind, hilft eine Konvertierung in Schwarz-Weiß.
Natürlich gibt es auch einen Porträtmodus, der ein sehr schönes, weiches und natürlich wirkendes Bokeh (Hintergrundunschärfe) bietet. Der Makromodus liefert prinzipiell gute Ergebnisse, ist aber nichts mehr als ein lustiges Spielzeug für eine Weile. Dasselbe gilt für die Aufnahme von Panoramabildern.
Außerdem gibt es in der Kamera-App einen Expertenmodus mit detaillierteren Einstellungen einzelner Parameter (Blende, Weißabgleich usw.). Wenn Sie also mit Ihren Fotos mehr spielen möchten, wird Sie das Nothing Phone (1) in dieser Hinsicht nicht im Stich lassen. Und es enttäuscht auch nicht, wenn es um die Aufnahme von Videos geht, die dieses Gerät mit bis zu 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde oder Full HD bei bis zu 60 Bildern verarbeiten kann. Das Handy hat nur eine elektronische Bildstabilisierung, aber die Ergebnisse sind sehr gut.
Der 4.500-mAh-Akku ist wirklich zuverlässig. Im Zuge des täglichen Internetsurfens, der Kommunikation und des Umgangs mit E-Mails sinkt der Prozentsatz nur sehr langsam. Ein etwa 20-minütiges Video verbraucht zwei Prozent, bei Spielen sind es (je nach Schwierigkeitsgrad des Titels) ein bisschen mehr oder weniger. In dieser Hinsicht ist das gute Energiemanagement des Nothing Phone (1) zu loben.
Auch der adaptive Akku hat einen großen Einfluss, da er den Verbrauch durch die Begrenzung nicht genutzter Apps reduziert. Und es ist ganz offensichtlich. An sehr arbeitsreichen Tagen kann man damit eineinhalb Tage sehr gut auskommen. Wenn Sie nur sporadisch auf Ihr Handy schauen, sind vier bis fünf Tage kein großes Problem.
Wie wir im Kapitel über den Inhalt des Pakets geschrieben haben, wird das Original-Ladegerät nicht zusammen mit dem Nothing Phone (1) geliefert. Aber jedes andere Ladegerät reicht aus. Bei einer maximalen Leistung von 33 W erreichen Sie die halbe Akkukapazität in einer halben Stunde und eine volle Ladung in 70 Minuten. Ich habe zwar nicht die volle Ladeleistung genutzt, aber ich hatte trotzdem in weniger als anderthalb Stunden 100 % Ladung, was eine sehr gute Leistung ist.
Die beleuchtete Rückseite des Mobiltelefons ist auch beim Aufladen nützlich. Im unteren Drittel des Akkus erscheint ein "Thermometer", das auf einen Blick den Ladezustand anzeigt. Das ist nichts, was Sie davon überzeugen sollte, dieses Gerät zu kaufen, aber es ist dennoch ein nettes kleines Detail.
Das neue Mobiltelefon ist mit Android 12 ausgestattet, das Nothing nur geringfügig nach seinem eigenen Bild verändert hat. Im Grunde handelt es sich um das reine Betriebssystem, dem der Hersteller seine eigene Schriftart hinzugefügt hat.
Das Nothing Phone (1) wird vom Hersteller mit nur einer minimalen Anzahl vorinstallierter Anwendungen ausgeliefert. Eigentlich finden Sie nur ein klassisches Set von Google, kein Facebook, kein Netflix, kein Booking.com. Das Handy ist also frei von dem üblichen Ballast, so dass der Benutzer es ganz nach seinem eigenen Geschmack gestalten kann.
Das Nothing Phone (1) unterstützt die mittlerweile standardmäßige Ausstattung in Form von 5G und NFC, der Nachteil ist das Fehlen eines Speicherkartensteckplatzes (man muss sich mit 256 GB begnügen, dem Nutzer stehen 220 GB zur Verfügung) und eines Kopfhöreranschlusses. Der Anschluss von Bluetooth-Kopfhörern ist jedoch völlig problemlos.
Die Hintergrundbeleuchtung selbst ist eher ein interessantes Accessoire, das Sie nur gelegentlich zu schätzen wissen werden. Jedenfalls ist die Benachrichtigung über eingehende Nachrichten oder Anrufe bei ausgeschaltetem Ton eine ziemlich praktische Sache, deren Nutzen ich mir sehr gut vorstellen kann. Aber das hängt davon ab, wie Sie Ihr Mobiltelefon benutzen und was Sie von ihm erwarten.
Nothing Phone (1)
HandysEin großartiges Display, ein hervorragender Akku, eine reibungslose Leistung - das sind an sich schon gute Gründe, sich ein Nothing Phone zuzulegen (1). Die Tatsache, dass Nothing immer noch eine ziemlich unbekannte Marke ist, mag auch eine Rolle spielen. Wenn Sie also etwas Einzigartiges wollen, ist das Nothing Phone (1) im Moment die offensichtliche Wahl. Und was die Glyph-Funktion selbst, also die Hintergrundbeleuchtung, betrifft, so ist sie zwar ein großes Marketingargument, aber letzten Endes doch eher ein imaginäres Sahnehäubchen. Das Nothing Phone (1) ist an sich schon ein tolles Handys.
Vorteile
Nachteile
Das Nothing Phone (1) ist ein einzigartiges Mobiltelefon, das eine große Chance hat, sich in der Mittelklasse durchzusetzen. Das Design an sich ist sicherlich ein Pluspunkt, aber was zählt, sind die ausgewogene Leistung und der günstige Preis. Wenn Sie ein erschwingliches Handy suchen, das Sie in puncto Funktionen nicht im Stich lässt, sind Sie bei uns genau an der richtigen Adresse. Und die beleuchtete Rückseite ist ein netter zusätzlicher Bonus.
Jiří V. Matýsek
Mein Name ist Jiří V. Matýsek und ich bin mit Leib und Seele Schriftsteller. Ich bin technikbegeistert und schreibe gerne über Handys, Computer und andere Technologien. Meine größte Leidenschaft außerhalb der Arbeit ist die Musik - ich schreibe auch darüber - Rezensionen und Konzertberichte - und ich bin ein Sammler von Musik aller Art. Gelegentlich mache ich Fotos, aber ich verschmähe auch ein gutes Buch oder ein Computerspiel nicht.