• Autor: Matěj Toul
Sie kennen sicherlich die Streitigkeiten und Sanktionen zwischen Huawei und der US-Regierung. Eine Folge ist, dass Huawei derzeit keine Google-Dienste auf seinen Mobiltelefonen nutzen darf. Daher muss der chinesische Hersteller auf eine andere Lösung setzen und entwickelt sein mobiles Ökosystem, das er Huawei Mobile Services nennt. Wir hatten die Gelegenheit, ein HMS-Smartphone zu testen. Wie arbeitet sich damit? Ist diese Lösung empfehlenswert?
Huawei wurde letztes Jahr wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit der chinesischen Regierung sanktioniert. Eine der Sanktionen ist die Verordnung, die Google untersagte, seine Dienste für dieses chinesische Unternehmen bereitzustellen. Die neuesten Huawei-Handys haben keinen Zugriff auf YouTube, Google Mail, Google Maps usw. Das Unternehmen musste die Arbeit an seinem Ökosystem Huawei Mobile Services intensivieren.
i
Die meisten HMS-Anwendungen wurden bereits vor den Sanktionen auf Huawei-Smartphones installiert. Aber sie arbeiteten mit Google-Diensten zusammen und Kunden hatten immer die Wahl. Die neuen Modelle enthalten nur Anwendungen aus dem Huawei-Ökosystem, die durch Anwendungen aus der Hauseigenen AppGalery ergänzt werden können.
Es ist bekannt, dass alle Google-Dienste in China verboten sind. Benutzer verwenden HMS und andere Nicht-Google-Ökosysteme seit langer Zeit. Huawei ist jedoch das erste chinesische Unternehmen, das nun mit potenziellen Kunden außerhalb des Heimatlandes begeistern muss, also z.B. in Europa.
Aufgrund dieser Komplikationen hat Huawei jetzt große Probleme, die Weltmärkte zu erreichen. Das letztjährige Supermodel Huawei Mate 30 Pro, das unter den Rezensenten immer noch einen hohen Stellenwert hat, wurde praktisch in Europa nicht verkauft. Wir haben HMS auf dem Huawei P20 Lite 2019 ausprobiert, das noch mit Google-Diensten verkauft wurde. Unser getestetes Modell funktioniert jedoch nur mit Huawei Mobile Services.
Das Huawei P20 Lite 2019 Smartphone selbst ist überhaupt kein schlechtes Handy. Ein großes Display, eine Vierfachkamera und viel Speicherraum gehen in der unteren Mittelklasse nicht verloren. Uns interessiert aber hauptsächlich seine Benutzeroberfläche. Google-Dienste finden Sie hier nicht, Huawei verwendet seine eigenen Apps. Seine Alternativen sind:
Huawei | |
---|---|
Google Play | Huawei AppGallery |
Gmail | Huawei Email |
Google Maps | z.Z. ohne Alternativen |
Google Drive | Huawei Cloud |
Google Photos | in der Huawei Cloud enthlaten |
Google Docs, Sheets, Slides, atd. | z.Z. ohne Alternativen |
Google Chrome (Browser) | Huawei Browser |
Die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems ist nicht einfach, aber Huawei hat begonnen, Entwickler massiv zu kontaktieren, um ihre Anwendungen auch für AppGallery zu entwickeln. Ausgehend von dem grundlegenden Ökosystem, das in China ausreichen war, entwickelt Huawei langsam eine Benutzerschnittstelle, die auch unter europäischen Bedingungen mit ein wenig Fantasie verwendet werden kann. Vor kurzer Zeit hat Huawei ein Vertrag mit TomTom über die Verwendung seiner Karten unterzeichnet, sodass wir bald eine native Anwendung erwarten können.
Am Rande stoßen wir auf einen der Unterschiede zwischen Google und Huawei. Während Google Mobile Services nichts zulässt, was nicht direkt über Google geht, bietet Huawei Partnern wie TomTom eine Hintertür. Das hört sich einerseits gut an, weil die Entwicklung der Plattform so viel schneller ist. Wenn wir jedoch einen etwas skeptischeren Standpunkt wählen, wird es keine vollständige Liste der Huawei-Partner geben.
Kommen wir nun dazu, wie die HMS-Telefonumgebung aussieht und wie viel gut oder schlecht sie in der Praxis besteht. Interessant ist die Schnittstelle selbst nach dem Einschalten des Handys. Ich war sehr erfreut über die Möglichkeit, keine Konten (auch keine Huawei ID) zu errichten müssen und einfach das Smartphone zu benutzen. Ohne Konto erreichen Sie fast alles, einschließlich des AppGallery-Stores.
Wenn Sie dann ein Konto eröffnen möchten, bemerken Sie Möglicherweise eine Schaltfläche, die auf Google verweist. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, die Taste dient als eine alternative Möglichkeit sich anzumelden, nicht zur Synchronisierung älterer Daten. Nun aber zu den Anwendungen selbst.
Beginnen wir mit dem Huawei E-mail-Client, der ein sehr ähnliches Layout wie Google Mail hat, und ich finde es möglicherweise sogar etwas übersichtiger. Und fast unmittelbar nach dem Öffnen von Huawei Email wird Ihnen ein Link zu Google Mail angeboten, der überraschenderweise gut funktioniert. Auf diese Weise können Sie alle Ihre E-Mails anzeigen und beantworten, die über Huawei Email an Google Mail gesendet wurden. Natürlich können Sie auch neue Mails schreiben und so arbeiten, als hätten Sie Google Mail. Sie können sich auch über Ihr Huawei ID-Konto bei Ihrem E-Mail-Anbieter anmelden.
Wir greifen jetzt auf den AppGallery-Laden zu, in dem ein Fenster mit fast 20 empfohlenen Apps zum Herunterladen direkt nach dem Öffnen angezeigt wurde. Davon sind etwa die Hälfte Spiele, die aber fast den gesamten Speicherplatz füllen können. Wenn Ihnen also ein Spiel gefällt, müssen Sie sehr sorgfältig auswählen. Die Auswahl umfasst aber nicht nur Spiele, aber auch Landkarten und Navis, die nativ nicht im HMS integriert sind, Bankanwendungen oder sogar Microsoft Office.
i
Während Google Play fast 3 Millionen Apps anbietet, hat Huawei AppGallery nur etwa 50.000. Nach Angaben des Unternehmens ist es trotzdem mit 400 Millionen Nutzern pro Monat der drittgrößte App Store der Welt.
Wenn Sie die Eingagsauwahl durchgegangen sind und wahrscheinlich keine der empfohlenen Anwendungen heruntegeladen haben, erscheint eine recht schöne Oberfläche, in der Sie alle von AppGallery angebotenen Anwendungen herunterladen können. Aber hier stossen wir an die Grenze, denn es gibt einen erheblichen Mangel an Anwendungen. Sie finden weder Facebook, Instagram, Spotify oder Netflix.
Eine App ist jedoch in der AppGallery verfügbar, an die ich gewöhnt bin. Es ist Facebook Messenger, der nur in der Lite-Version verfügbar ist. Natürlich - wer sucht, der findet - und wahrscheinlich würden Sie Alternativen zu Ihren beliebten Diensten finden. Aber Hand aufs Herz: nicht jeder möchte wegen eines neuen Handys neue Abonnements kaufen oder mehrere Konten erstellen. Huawei AppGallery bietet jedoch auch eine Wunschliste (erst nach Registrierung verfügbar), auf der Sie Entwicklern schreiben können, welche Anwendung Sie im HMS sehen möchten.
Da alle anderen Apps (Kalender, Galerie, Cloud, Kamera usw.) genauso aussehen und funktionieren wie auf jedem Android-Gerät, widmet wir uns kurz dem Huawei Browser. Mit ihm können Sie auf alle Google-Dienste in Europa zugreifen. Obwohl die in China vollständig verboten sind, haben globale Smartphone Versionen kein Problem mit dem Zugang zu den Internetversionen dieser Dienste.
Sie können über Ihren Browser auf Google-Dienste zugreifen und diese auch nutzen. Das ist aber nicht so bequem wie die Verwendung der entsprechenden Anwendung. Fügen wir hinzu, dass der Huawei-Browser mit wenigen Ausnahmen so aussieht, als wäre er Google Chrome aus dem Auge gefallen.
Selbst wenn sie ein HMS-Handy benutzen, ist sein Herzstück immer noch Android. Das heißt, es ist möglich, Anwendungen über APK-Dateien zu installieren, die Sie für fast jede Anwendung finden, in den meisten Fällen aus offiziellen Quellen (Google-Anwendungen aber leider nicht). Einige verweisen sogar direkt auf AppGallery. Wenn Sie beispielsweise Facebook oder Instagram in Ihre Suchmaschine eingeben, können Sie die APK-Datei auf der offiziellen Website herunterladen und installieren. Der Nachteil ist, dass Sie diesen Vorgang normalerweise bei jedem neuen App-Update wiederholen müssen.
Huawei verdient eindeutig Anerkennung für seine Leistung. Er kann auf Google verzichten und seine eigene Lösung angeboten. Ob es von Kunden auf der ganzen Welt - nicht nur in China - angenommen wird, ist die Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Wir können auch nicht eindeutig sagen, ob es sich lohnt, neue Huawei-Telefone auf HMS umzustellen.
Die Huawei-Benutzeroberfläche sowie die Apps sehen gut man kann sie trotz der geringer Anzahl wenigstens begrenzt nutzen. Aus Gewohnheit auf die Google-Apps würde ich allerdings nicht umsteigen. Wenn Sie jedoch Ihr erstes Smartphone kaufen wollen, keine Daten bei Google haben oder einfach Huawei bevorzugen und bereit sind, die Verwendung meist alternativer Anwendungen zu akzeptieren, macht Ihnen der Huawei Mobile Services keine Sorgen.
Falls Sie jetzt zögern, ob Sie es ausprobieren möchten, erleichtern wir Ihnen die Entscheidung mit den Neuheiten im Monat MärzP40 und dem P40 Pro im, die bereits Huawei-Dienste anstelle von Google-Diensten verwenden.
Andere Huawei-Telefone, die HMS verwenden, also Huawei Mobile Services:
Huawei hat viel Arbeit mit seinen Diensten geleistet. Die angegebenen 400 Millionen Nutzer pro Monat sind eine schöne Zahl, die weiter wachsen wird. Für uns ist diese Zahl aber irrelevant, da wir uns mit dem Übergang von Google-Diensten befassen müssen, an den wir seit Jahren gewöhnt sind. Wir müssten neue Konten erstellen, sich an die neue Umgebung gewöhnen und insbesondere würden wir Anwendungen mit allen "Mitbenutzern", Followern usw. vermissen. Auch für Huawei wird es nicht einfach sein, uns zu diesem Schritt zu überzeugen. Huawei P40-Handys sind das bisher größte Argument für einen Übergang, aber er muss sich für potenzielle Benutzer wirklich lohnen, da die Konkurrenz auch nicht schläft. Die hat mit dem Huawei P40 vergleichbare Geräte, einschließlich der Kamera.